Luchse raus mit Applaus

Nach der Demontage durch die Stars Keltern bekamen die Basketballerinnen des TKH noch ihren Trostpreis um die hängenden Hälse gelegt. Eine Bronze-Medaille für den dritten Platz der Deutschen Meisterschaft.

17. April 2024

Mit 51:69 verloren die Luchse das entscheidende fünfte Spiel der Play-off-Halbfinalserie in Keltern – und damit die Serie mit 2:3.

Der TKH hatte schon 0:2 hinten gelegen, am vergangenen Wochenende aber beide Heimspiele gewonnen. Die Luchse glaubten an Wende und Wunder. Aber am Ende ging ihnen Puste und Konzentration aus. „Sie hatten keine Kraft mehr. Die Körpersprache einiger war deutlich. Sie konnten nichts mehr aus ihren Batterien ziehen“, sagte Teammanagerin Doro Richter. Es gab genügend Gelegenheiten, Kelterns Fehler bestrafen zu können. Aber es passierte nicht.

Der gute 4:0-Start geriet sehr schnell in den Hintergrund, weil die Luchse für die nächsten sieben Minuten nichts mehr trafen. Keltern stellte mit einem 17:0-Lauf auf 17:4, der TKH verdaddelte die einfachsten Chancen oder nahm komplizierte Würfe. Erst die eingewechselte Mikaela Gustafsson beendete die Korbflaute. Die Schreckens-Bilanz nach dem ersten Viertel: 8:18 Punkte, nur drei erfolgreiche Würfe aus dem Feld bei 16 Versuchen. So lässt sich kein Spiel gewinnen. Schon gar nicht ein entscheidendes fünftes Spiel einer Play-off-Serie.

Weiteres Problem: die Foulbelastung. Schon früh hatten Brianna Rollerson und Rowie Jongeling zwei Fouls auf ihrem Konto, bei fünf ist Schluss. Anfang des zweiten Viertels kassierten auch Dara Taylor und Sarah Polleros ihr zweites. Polleros und Rollerson wurden unterm Korb gnadenlos gedoppelt. Beide Centerspielerin konnten sich nicht durchsetzen, und auch ihre Abspiele unter Druck verfehlten oft ihr Ziel. Die Luchse leisteten sich insgesamt unbegreifliche Ballverluste, oft verbunden mit technischen Fehlern. Die Abwehr stand im zweiten Abschnitt aber stabiler, und hin und wieder fand auch vorn der Ball den Weg in den Korb. Laura Stockton, schon in den letzten drei Spielen die beste Hannoveranerin, ging erneut mit unbändigem Einsatzwillen voran. Außer ihr erreichte keine TKH-Spielerin Normalform. Trotzdem wurde aus einem 8:24 ein 28:38 zur Pause. Ein Rücktand, der noch aufholbar war. Polleros hatte zwischendurch die Chance, auf fünf zu verkürzen, leistete sich aber einen Schrittfehler.

Auch nach dem Wechsel lief nichts rund. Wie schon im vierten Spiel verteidigte Keltern so gut, dass Hannover immer wieder in Zeitprobleme kam und die 24-Sekunden-Angriffs-Uhr ungenutzt verstrich. Den nächsten dicken Bock leistete sich Spielmacherin India Farcy. Ihr unbedrängter Fehlpass leitete den Dreier von Kelterns Adrienne Webb ein, 35:50 – die Luchse lagen wieder deutlich zurück. Und weil auch die nächsten Würfe nicht saßen, waren es beim 35:54 schon fast 20 Punkte Rückstand. Jetzt brauchte es schon ein Wunder für eine Wende im letzten Viertel – es trat aber nicht ein.

Den Luchsen fehlte der Biss für eine letzte Kraftanstrengung. Ihnen steckten schon neun Play-off-Spiele und zwei Pokalpartien in den Knochen. Keltern hatte nur sieben Spiele in den Beinen – und den Heimvorteil. So plätscherte die Zeit dahin. Das Play-off-Aus des TKH war schon sechs Minuten vor dem Ende (43:62) besiegelt.

Keltern trifft ab Freitag im Finale auf Alba Berlin, das Halle mit 3:0 ausgeschaltet hatte. Für den TKH ist die Saison, die mit dem erneuten Pokalsieg und der Halbfinalteilnahme eine erfolgreiche war, vorbei. Das Team wird so nicht mehr zusammenspielen. Der Abgang sämtlicher Spielerinnen ist Thema. Der Verbleib von Erfolgstrainerin Sidney Parsons – unwahrscheinlich. Finja Schaake beendet ihre Karriere.

Die gesamte Zukunft der Luchse ist fraglich. Das Engagement von Teamchef Rodger Battersby gilt in den Augen des Finanzamtes neuerdings als Mäzenatentum. Fällt ein Großteil seiner finanziellen Unterstützung künftig weg, hat der TKH Probleme, überhaupt ein Team aufzustellen. Im Hintergrund läuft die Suche nach neuen Sponsoren auf Hochtouren.

TKH-Punkte: Stockton 14, Rollerson 10, Polleros 7, Gustafsson 6, Jongeling 6, Hanson 3, Farcy 3, Schaake 2.

 

Text: Simon Lange (NP/HAZ)