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"Historische Nacht": DBB-Basketballerinnen nach Sieg gegen Brasilien erstmals dabei. TKH-Trio mittendrin.

13. Februar 2024

Von Simon Lange (Neue Presse)

BELÉM. Schwarze Mützen mit der Aufschrift „Et Voilà!“ (Los geht’s!), ein überdimensionaler Boardinpass für den Flug nach Paris – die deutschen Basketball-Frauen waren mit reichlich Accessoires bestückt für das Jubelfoto in der Arena Guilherme Paraense in Belém. Zuvor waren die Spielerinnen ausgelassen über das Parkett getanzt, um den bislang größten Erfolg des deutschen Frauen-Basketballs zu feiern – die Qualifikation für die Olympischen Spiele.

Eingetütet durch den 73:71 Sieg über Turnier-Gastgeber Brasilien. „Eine historische Nacht, die sich diese Mannschaft verdient hat“, lobte Bundestrainerin Lisa Thomaidis. Kapitänin Svenja Brunckhorst war „einfach sprachlos“, fand aber noch ein paar passende Worte: „Für uns ist das einfach ein Traum, der gerade real wird. Ich bin unfassbar stolz. Vor und während des Turniers haben wir so viele Hürden gemeistert und uns nie entmutigen lassen.“

Nach dem überraschenden 73:66-Auftaktsieg gegen Serbien und der klaren 52:85 Pleite gegen Australien hätte Deutschland gegen Brasilien eine knappe Niederlage mit bis zu sieben Punkten Rückstand gereicht. Doch drauf wollte es niemand ankommen lassen.

Starspielerin Satou Sabally von den Dallas Wings aus der WNBA spielte trotz Verletzung an ihrer linken Wurfschulter. Teilweise warf sich sogar mit rechts. Das DBB-Team ging mit 11:0 in Führung. Angefeuert vo 9.000 Fans kämpfte sich Brasilien aber in die Partie, lag vier Minuten vor dem Ende mit 65:61 vorn. Saballys Ausgleich zum 67:67 gut 60 Sekunden vor Schluss ließ die Deutschen aufatmen – und kurz darauf feiern. Brasilien bleibt daheim. Australien, Serbien und Deutschland fahren nach Paris.

Brunckhorst kann sogar noch ein weiteres Ticket nach Frankreich buchen – mit dem 3×3 Team. Die 32-jährige hat sich seit mehreren Jahren die trendige Variante spezialisiert – in Hannover am Bundesstützpunkt. Brunckhorst gehört dem TKH an, lebt und trainiert in Hannover, genauso wie Teamkollegin Sonja Greinacher (31), die ebenfalls zur erfolgreichen Mannschaft in der klassischen 5×5 Variante gehört. Und es steckt noch mehr Hannover drin. Sidney Parsons (36), erfolgreiche Cheftrainerin der TKH-Luchse in der Bundesliga, ist Assistentin vo Bundestrainerin Thomaidis.

„Ich freue mich sehr für das Team, besonders für die drei aus Hannover“, sagt TKH-Teammanagerin Doro Richter. „Sie haben sehr viel Zeit und Herzblut reingesteckt.“ Über den aktuellen Erfolg kann die ehemalige Nationalspielerin nur staunen. „Die Quali für die Quali war schon krass. Jetzt Olympia – Wahnsinn!“ sagt Richter. „Wie Phoenix aus der Asche.“

Der Deutsche Frauen-Basketball lag jahrelang am Boden. Die DBB-Auswahl war international zweitklassig. Dann startete der Verband eine Offensive im weiblichen Bereich – und kassiert jetzt die Belohnung.

„Unser Plan ist voll aufgegangen. Ich bin ein sehr glücklicher Präsident“ sagte DBB-Boss Ingo Weiss. „Die Mädels haben es überragend gemacht. Einsatz, Teamgeist und Kampf – diese Tugenden will man von einer deutschen Mannschaft sehen.“ Das sah auch Thomaidis so: „Der Wille und die Leidenschaft, die wir gezeigt haben, habe ich so noch nie erlebt. Wir haben uns in den letzten acht Monaten stetig entwickelt und an uns gearbeitet.“

Erstmals sind Männer und Frauen des DBB bei Olympia dabei. Dennis Schröder und Co. hatten sich das Ticket mit dem WM-Titel 2023 gesichert. Die Auslosung steht Mitte März an. Die Vorrundenspiele werden ab dem 27. Juli in Lille ausgetragen, die Endrunde findet in Paris statt. Auf die Frauen warten danach weitere Höhepunkte. EM 2025 mit einer Vorrunde in Hamburg, 2026 dann die Heim-WM in Berlin. Schöne Aussichten.